Die Brüchigkeit des Lebens ist in dieser disparaten Zeit von großer Präsenz und deutlich spürbar. Das Leben fühlt sich plötzlich roh an, von großer Verletzlichkeit und erscheint mir in ständiger latenter Bedrohung zu sein. Der Tod tanzt deutlicher durch die Welt. Nichts ist mehr leicht. Selbstverständlichkeiten? Verschwunden. Alles sortiert sich neu, oft schmerzhaft. Zwei große Krisen, Corona und der Klimawandel, beginnen die Menschheit vom Planeten zu spülen. Der Boden wankt.

Eines meiner künstlerischen Mittel ist die Irritation. Momentan gibt es allerdings weniger Bedürfnis danach, sondern eher nach Heilung und Ganzheit, Schönheit, positiven Visionen und gesellschaftlich relevantem Handeln.

Aus diesem Bedürfnis heraus entstand im Sommer 2020 die Arbeit The Healing. Echte Heilpflanzen, Geschenke der Natur, findet man am Wegesrand. Man muss nur hinsehen, genau schauen, dann gibt es Chancen. In der Inszenierung mit dem menschlichen Körper offenbart sich die Verletzlichkeit, aber auch ein Angebot positive Kraft zu schöpfen – ohne kitschig zu werden. Es spielen mit: Matricaria chamomilla (Echte Kamille), Urtica dioica (Brennessel), Silene dioica (Rote Lichtnelke, auch genannt Herrgottsblut), Hypericum perforatum (Johanniskraut) und Valeriana officinalis (Echter Baldrian).

Die Arbeit „The Healing“ wird während der Pandemie temporär an Orten gezeigt, die sich ebenfalls mit Heilung, Behandlung, Fürsorge, Zuwendung befassen, dort, wo Heilung bitter nötig ist. So werden experimentell Überlegungen erprobt und es stellen sich z.B. folgende Fragen: Wie wirken Bilder? Kann Bildende Kunst heilen oder einen Beitrag zu Heilung leisten? Wie kann man überhaupt in dieser Zeit positiv agieren? Aus dem reinen Kunstkontext heraus soll diese Arbeit in andere gesellschaftliche Felder wirken und einen Beitrag zu leisten.